FLUT

Matthias Lehmann im Kunstverein Meißen e.V.

Installation und Objekte

4.Juli bis 5.September 2015


Vernissage: Samstag, 04.Juli 2015, 19.00 Uhr

im Rahmen der Langen Nacht der Kunst und Kultur in Meißen

Einführung: Susanne Jacob-Lehmann


Ab 22.00 Projektion am Bennohaus, Matthias Lehmann













WORTFLUT

Finissage mit Texten, gelesen von Jochen Deutsch

am Donnerstag, 03.September 2015, 19.30Uhr,Kunstverein Meißen e.V.




Begrüßung: Sascha Kotztin

Wortflut: Jochen Deutsch mit Texten

Der Künstler der Ausstellung ist anwesend


Zur Finissage der Ausstellung FLUT trägt der Dresdner Autor Jochen Deutsch eigene Texte vor, die spielerisch und experimentell, analog der ausgestellten Installation von Matthias Lehmann, den Besuchern eine Begegnung mit Wortflut bescheren.


Pressestimmen: DNN vom 21.08.2015, Sächsische Zeitung vom 07.08.2015


Seit 2011 lebt und arbeitet der in Karl-Marx-Stadt geborene Künstler Matthias Lehmann in Meißen. Er beschäftigt sich in der Sommerausstellung im Kunstverein Meißen mit der Vielschichtigkeit des Gegenstandes, Ereignisses und Begriffes "Flut".

Das Thema dieser Ausstellung ist nicht wie der Titel vorgibt, das konkrete Ereignis von 2013 in Meißen. Vielmehr spielt die Begrifflichkeit und der universale Gebrauch des Wortes "Flut" eine übergeordnete Rolle: Die Flut von Information, die Flut der Bilder, die Flut der Gedanken, die Flut von Allem, was zu viel ist.

Die Verdrängung vom Raum, die Veränderung der körperlichen und geistigen Präsenz von vertrauten Dingen und die Entstehung neuer ungewohnter Körper, Formen und Gedanken, präsentiert sich durch verschiedene Bilder, Objekte und einer Rauminstallation, die die Begrenztheit des Raumes in der Ausstellung zu sprengen versucht.

Bei der Flut von 2013 in Meißen, verdrängte Wasser den gewohnten Lebensraum. Straßen und Plätze verschwanden unter einer braunen Suppe. Was passiert, wenn man diese Verdrängung weiterspinnt oder wie sieht es aus, wenn die gewohnte Umgebung durch ein anders Material als dem des Wassers eingenommen wird. Die Bilder des Zyklus Meißen Apokalypse zeigen uns diese Szenarien, die neben der bloßen Präsentation der veränderten Räumlichkeit automatisch den Klimawandel und zunehmende Naturkatastrophen thematisieren.


Wird der Raum nun durch hunderte von weißen Buchstaben verdrängt, ist dies zunächst auch eine ungewohnte Ansicht. Buchstaben die uns in Ihrer Schriftart an Lettern der Zeitungspresse erinnern, stapeln sich bis fast unter die Decke, bilden Worte und Wortfetzen, fließen an der Wand und auf dem Boden weiter und scheinen sich auch auf den Außenraum zu ergießen, glaubt man dem Blick durch das Fernglas am Fenster. Eine Flut von Buchstaben, Worten und Wortfetzen, die den gewohnten Lebensraum verdrängt, sich ausbreitet und in ihrer Konsequenz ebenso bedrohlich wird, wie ausuferndes Wasser.

Die permanente Flut an Informationen die täglich auf uns einprasseln in Form von Nachrichten, Schlagzeilen, Werbung, E-Mails, SMS, Twitter-Kurtznachrichten, usw., verändert uns und unsere Umgebung. Sie verdrängt das, was zuvor da war, oder an Stelle dieser gewesen wäre: Der Gedanke an eine interessante Begegnung, an das Vogelgezwitscher am Morgen, an den Geruch der frischen Brötchen beim Bäcker, usw.

News 28.05.2015 ist der Titel des großformatigen Druckes links der Buchstaben-Installation. Für die Entstehung der Arbeit wurden an die 30 Bilder verschiedener Nachrichtenportale aus dem Internet, die an diesem Tag veröffentlicht wurden, übereinander gelegt. Das Ergebnis ist ein beeindruckendes Durcheinander von fragmentarisch hervorscheinenden Gesichtern, Händen, Flaggen, Gewehren, Autokarossen, etc.. Dabei tendiert die Gesamtfarbigkeit des Bildes bei zunehmender Anzahl der sich überlagernden Bilder gegen Grau. Die verschiedenen Farbtöne heben sich gegenseitig auf und es entsteht ein interessanter Gegensatz zwischen dem Formchaos und den zurückgenommenen Grautönen.

Durch die Mischung der verschiedenen Bildinhalte entsteht eine Formenvielfalt, die an symbolistische oder surrealistische Malerei erinnert. Neue Formgebilde, neue Räumlichkeiten und Strukturen entstehen, die die Phantasie anregen.

In diesem Sinne kann das Caos, das Zuviel von Dingen auch Kreativität und Ideenreichtum hervorbringen. Indem Dinge miteinander kombiniert werden, die nur im Chaos zueinander finden.

Die Flut der Bilder, der Buchstaben, Worte und Gedanken führt nicht nur ins sinnlose Wirrwarr. Brainstorming statt Burnout. Durch die Verknüpfung interessanter Zusammenhänge, durch das verbinden verschiedener Buchstaben und Wortfetzen, entstehen neue Inhalte, die, wären wir nicht durch das Caos wach gerüttelt worden, uns noch bei den Vogelstimmen am Morgen verweilen lassen würden - was zugegebenermaßen auch nicht so schlecht wäre...

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